Worth Watching: Jackie

DIE LEGENDE VON CAMELOT

„People like to believe in fairy tales. Don’t let it be forgot that for one brief, shining moment, there was a Camelot.“

Dass der Kennedy-Clan von Macht besessen und sorgsam darauf bedacht war, John F. Kennedy möglichst in einem der Karriere förderlichen Licht erscheinen zu lassen, ist ein alter Hut. Vor allem über die ehrgeizigen Ambitionen Joseph P. Kennedys, der große Karrieren für seine Söhne vorgesehen hatte, wurde viel geschrieben. Weniger bekannt ist, dass auch Jackie Kennedy kräftig an der Legende ihres Göttergatten mitgestrickt hat. Dabei war sie es, die den charmanten Fremdgänger und Schwerenöter posthum in einen „Camelot“ verwandelte.

Erstanden ist dieser Mythos  am 29. November 1963, an einem stürmischen Herbstabend, eine Woche nach dem Tod J.F.K’s. In dieser Nacht empfing Jacqueline Kennedy in ihrem Anwesen auf Cape Cod den Journalistin Theodore White, der für die Zeitschrift Life einen Artikel über den verstorbenen Präsidenten verfassen wollte. Aber Jackie wäre keine Kennedy, wenn sie diese Gelegenheit nicht dazu genutzt hätte, White neben ihren Erinnerungen auch jene Lesart in die Feder zu diktieren, die bis heute unsere Wahrnehmung von Kennedy prägt. Und die ihn von seiner besten Seite zeigt.

Pablo Larraíns Film Jackie konzentriert sich jetzt auf genau diese Legendenbildung – und auf die First Lady, die in den Tagen nach dem Tod des Präsidenten, genau genommen zwischen Attentat und Beerdigung, zu retten versucht, was vom Andenken ihres Mannes noch zu retten ist. Die kurze Zeitspanne, die in dem Film in den Blick genommen wird, zeigt Larraín in einer Aneinanderreihung fast unverschämt schöner Bilder. Schon Ausstattung und Kostüm allein machen den Film daher für alle Jackie-Fans sehenswert.

Natalie Portman in „Jackie“. Foto: Tobis

 

Natalie Portman spielt Jackie

Natalie Portman, mit Sicherheit die eleganteste Wahl für die Rolle der Jackie Kennedy, scheint sich allerdings trotz aller optischer Ähnlichkeit nicht so hundert Prozent in die Rolle der Jackie Kennedy hineinzufinden – „Man könnte es für kapriziös halten, wie Natalie Portman die Rolle (…) interpretiert. Der prononcierte Akzent, die weggespreizte Zigarette, die Koketterie, mit der sie Jackies Antworten auskostet und dann gleich wieder zurücknimmt. Aber das alles ist wohl nur der virtuose Ausdruck eines fast schon postmodernen Verständnisses von Wahrheit, mit dem sich Jackie hier in die Zirkulation der Versionen einreiht. Die Version bekommt Autorität gerade durch die Brüche, mit denen Portman die Figur ausstattet, in einer Darstellung mit so vielen Reflexionsebenen, dass sie am Ende schon fast wieder natürlich wirkt“ schreibt Bert Rebhandl daher auch in der FAZ über Portman Schauspielkünste.

Wie auch immer wir im einzelnen Portmans Leistung in dem Film beurteilen, fest steht: Mit Jackie hat der chilenische Regisseur Pablo Larráin der immer wieder erzählten Geschichte der Kennedys eine weitere, glaamouröse Version hinzugefügt. Es wird sicher nicht die letzte bleiben.

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