Do you read me: 3 places to be, 3 books to read

Place to be: Architekturbiennale Venedig

Nach der Biennale ist vor der Biennale: Kaum hat die Architekturbiennale ihre Pforten geschlossen, beginnen schon die Vorbereitungen für die Kunstbiennale die im Frühjahr 2017 eröffnet. Falls Ihr in den nächsten Monate nach Venedig reist, lohnt sich also sowohl der Blick nach vorn, als auch zurück. Die Architekturbiennale 2016, die unter dem Motto „Reporting from the front“ stand, hat sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen beschäftigt, die in den Pavillons auf dem Giardini-Gelände von den klügsten Köpfen der Branche anhand spektakulärer Entwürfe verhandelt wurden. Vor allem der Besuch im Deutschen Pavillon, der sich passend zur Flüchtlingsdebatte mit dem Thema „Making Heimat“ beschäftigt hat, war ein absolutes Muss. Ein Thema, dem wir auch retrospektiv noch ein paar Gedanken widmen sollten. Die Kunstliebhaber unter Euch hingegen können schon anfangen Reisepläne zu schmieden. Plant für den Besuch auf der Biennale d’Arte, die dieses Mal unter dem Motto „Universes in Universe“ stehen wird,  ruhig einen ganzen Tag ein, denn gerade in der ersten Zeit nach der Eröffnung kann es vor den interessantesten Länderpavillons zu langen Schlangen kommen. Abgesehen davon lässt sich in dem Parkgelände am Wasser und zwischen den alten Bootswerften des Arsenale auch so wunderbar einen ganzer Tag verbringen.

Lektüre: Making Heimat. Germany, Arrival Country

Die Architekturbiennale to go: Ein Blick in die Publikation die begleitend zum deutschen Beitrag entstand, lohnt sich auch im Nachhinein: Vier große Öffnungen, für die mehr als 48 Tonnen Ziegelsteine aus den denkmalgeschützten Wänden gebrochen wurden, verwandelten den Deutschen Pavillon während der Architekturbiennale 2016 in ein offenes Haus. Der Pavillon war offen, genauso wie Deutschlands Grenzen, über die mehr als eine Million Flüchtlinge einreisten. Obwohl die Außengrenzen der EU aktuell für Flüchtlinge weitgehend geschlossen wurden, forderte die Geste des offenen Hauses dazu auf, über Deutschland als offenes Einwanderungsland nachzudenken. Die Publikation „Making Heimat“ dokumentiert den architektonischen und inhaltlichen Beitrag den Deutschland in Venedig zur Debatte um Arrival Cities, Flüchtlingsbauten und Willkommenskultur beigetragen hat.

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Biennale Venedig. Foto: Frauke Schlieckau

Place to be: In den Gassen von Venedig

Bei einem Spaziergang durch die Serenissima kann man während einer Auszeit von der Biennale darüber nachdenken, wie das Leben in dieser Biberstadt, in diesem einzigartigen und eigenartigen architektonischen Wunderwerk wohl funktionieren mag. Immerhin lässt sich an kaum einem Ort so gut am eigenen Leib erspüren, wie sehr Architektur uns, sowohl in der Art wie wir unseren Alltag leben, als auch darin wie wir uns fühlen, und was wir überhaupt fühlen, beeinflusst. Wie vielschichtig und komplex das Leben hinter den historischen Fassaden Venedigs wirklich ist, lässt sich für uns während eines kurzen Aufenthalts allerdings nur erahnen.

Lektüre: Migropolis von Wolfgang Scheppe

Der Sehnsuchtsort Venedig – am Kreuzungspunkt dreier Korridore der Migration – erscheint in Migropolis als europäische Frontstadt und exemplarischer Prototyp für die Eskalation der globalisierten Stadt, in der eine dezimierte innerstädtische Bevölkerung mit dem Millionenheer des Tourismus und einer Parallelökonomie illegaler Immigranten zusammentrifft. In einer raffiniert verzweigten Landkarte aus Essays, Bildargumentationen, Datenvisualisierungen und Interviews wird das globalisierte Territorium Venedigs mikroskopisch seziert und als urbanes Gleichnis erklärt: Die Stadt wird zum »Atlas einer globalen Situation«.

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Biennale Venedig. Foto: Frauke Schlieckau

Place to be: San Servolo

Eine Bootsfahrt zu der Laguneninsel San Servolo eröffnet eine neue Perspektive auf die Uferpromenade von Venedig und bringt uns einen der schönsten Orte der Lagune näher. Ursprünglich als psychiatrische Anstalt für reiche Venezianer gebaut, ist in den weiß getünchten Inselgebäuden heute eine internationale Universität untergebracht. Wie es den Studenten, die hier vorübergehend wohnen ergeht, wie viel von der magischen Anziehungskraft von Venedig und dem Versprechen, Teil einer einzigartigen Welt zu sein, noch übrig bleibt, wenn man tatsächlich in der Serenissima lebt, erfahrt in meinem Buch „Ein Jahr in Venedig“.

Lektüre: Ein Jahr in Venedig

In „Ein Jahr in Venedig. Reise in den Alltag“ erzähle ich von einem Jahr auf dem Wasser, dem Treiben des venezianischen Karnevals, Acqua Alta und nächtlichen Bootsfahrten auf der Lagune. Ich werfe einen Blick hinter die Fassaden der Palazzi, begebe mich auf die Spuren von Luchino Visconti und besuche die Biennale di Venezia durch den Hintereingang. Zwölf Monate in einer Stadt, die auf Pfählen ins Meer gebaut ist, in der es keine Autos aber jede Menge Sagen und Mythen gibt und in der nichts so ist, wie es zu sein scheint. Ein Jahr in Venedig erzählt von Aufbruch und Ankunft, vom Suchen und Finden und ist, nicht zuletzt, eine Liebeserklärung an die Lagunenstadt.

 

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